Wie lassen sich gute Ansätze in der Zusammenarbeit zwischen sozialen Trägern und landeseigenen Wohnungsunternhemen in die Breite tragen? Diese Frage war Thema des digitalen Salons am 9.12.21 (Videodokumentation: www.youtube.com/watch)
Salon Soziale Träger: Von der Kür zur Pflicht – Kooperationen zwischen sozialen Trägern und landeseigenen Wohnungsunternehmen
In ihrer Begrüßung lobte Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin des Paritätischen Berlin, die Ambitionen im Wohnungsbau in den Koalitionsverträgen von Bund und Land, bemängelte jedoch, dass es noch kein ausreichendes Signal gäbe, wie Gewerbeflächen für soziale Organisationen in Innenstädten gesichert werden sollen.
Feststeht, dass den landeseigenen Wohnungsbauunternehmen (LWU) eine zentrale Rolle zukommt, wenn es darum geht, Wohnraum für vulnerable Gruppen bereitzustellen. Wie eine nicht repräsentative Umfrage der Agentur Inklusiv Wohnen zeigte, sehen die befragten Träger in einer stärkeren Zusammenarbeit mit den LWU das Potenzial, die Versorgung ihrer Klienten zu verbessern.
Die Kür: Zwei Leuchtturmprojekte in Berlin-Mitte
Wie eine solche verstärkte Zusammenarbeit aussehen kann, zeigt das Modellprojekt Gotenburger Straße: Bis Oktober 2023 entstehen hier 58 Wohnungen für junge Eltern, Personen mit seelisch/geistigen Beeinträchtigungen oder mit Suchtproblematik, eine Kita und eine Produktionsschule für schuldistanzierte Jugendliche. Das Bauprojekt wurde von Beginn an von der Degewo AG mit sieben paritätischen Mitgliedsorganisationen gemeinsam entwickelt und geplant. Die Träger wurden dabei von der Kiezquartier GmbH vertreten. „Den Erfolg hat am Ende ausgemacht, dass wir mit der Kiezquartier GmbH eine zentrale Ansprechpartnerin hatten“, so Sandra Wehrmann, Geschäftsführerin der Degewo. Die Degewo plant bereits weitere Projekte nach dem Beispiel der Gotenburger Straße.
Die Berolinastraße neben 9-11 ist ein weiteres Beispiel für eine solche Kooperation: Hier entwickelt die Rad und Tat Berlin gGmbH (RuT) mit Unterstützung der Wohnungsbaugesellschaft WBM ein generationenübergreifendes Wohnprojekt für lesbische Frauen, ein inklusives Kulturzentrum, eine Pflege-Wohngemeinschaft und acht Plätze für pflegebedürftige Frauen. „Es geht darum, eine Begegnungsstätte für das gesamte Quartier zu schaffen“, so Jutta Brambach, Geschäftsführerin von RuT. Daher hat RuT nicht nur die zukünftigen Bewohnerinnen in die Konzeptentwicklung einbezogen, sondern auch die Anwohnerinnen und Anwohner.
Beide Projekte haben sich für ein Generalmietermodell entschieden und sich Unterstützung von der der LIST GmbH eingeholt.
Die Pflicht: Wie lassen sich gute Projekte verstetigen?
Diese Frage war Thema der anschließenden Fishbowl-Diskussion mit Dirk Böttcher, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Ellen Haußdörfer, MdA, Jasmin Rudolph, WBM, und Sandra Wehrmann, Degewo. Die Diskussion drehte sich unter anderem um das Thema Förderung. Dirk Böttcher verwies auf Fördermittel der verschiedenen Senatsverwaltungen. Allerdings sollten Träger beachten, dass sich manche Förderungen gegenseitig ausschließen, so der Rat aus dem Publikum von Silke Ackermann (WBM).
„Passgenauigkeit“ war ein weiteres Stichwort, das mehrfach fiel: Wie lässt sich gewährleisten, dass ein bestimmtes Projekt in den Kiez passt? Hier freue sich die WBM über Input der Träger, die schließlich die Experten seien, betonte Jasmin Rudolph.
Ellen Haußdörfer und Dirk Böttcher verwiesen auf ressortübergreifendes Handeln. „Alle müssen an einem Strang ziehen“, fasste Daniela Radlbeck vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin das Fazit des Salons zusammen.
Über diesen Link gelangen Sie zum Leitfaden für das „Modellprojekt Neubauvorhaben Soziales Zentrum für Betreutes Wohnen und Trägeraktivitäten Gotenburger Straße“.
Nina Roßmann, freie Journalistin, Texterin, Übersetzerin
(aw)