Am 10. Januar 2018 veranstaltete die Agentur INKLUSIV WOHNEN einen Fachtag um sozialen Trägern und Wohnungswirtschaft die Möglichkeit zum gegenseitigen Kennenlernen und der Entwicklung von Kooperationen zu geben.
Fachtag Schutzraum inklusives Wohnen
Workshop 1: “Wohnung sucht Bewohner” – ein Speed Dating
Inmitten des Markts der Möglichkeiten, einer Ausstellung mehrerer Träger zu ihren Arbeitsfeldern, fand an 10 Stehtischen ein Speed Dating zwischen Trägern und Vertreter*innen der Wohnungswirtschaft statt. Hier konnten sich die Beteiligten von Auge zu Auge austauschen sowie Informationen und Tipps für die Wohnungssuche geben und bekommen.
Workshop 2: “Suche helle geräumige Vision”
Gemeinsam wurde eine Vision für das inklusive Wohnen zwischen sozialen Trägern und Wohnungswirtschaft entwickelt:
Wir befinden uns im Jahr 2023 und Berlin ist ein strahlender Leuchtturm für das inklusive Wohnen. Denn es ist kaum zu glauben aber wahr: es gibt ausreichend bezahlbaren, inklusiven Wohnraum in der Stadt.
Denn die Stadt unterstützt aktiv Unternehmen, welche soziale Projekte umsetzen. Konzeptverfahren haben die Integration von sozialen Trägern als Bedingung für ein Bauvorhaben gesetzt. Auch kleinere Gruppen können sich auf die Verfahren bewerben, denn die Stadt entwickelt ihre Grundstücke mittlerweile viel kleinmaßstäblicher.
Die Zusammenarbeit zwischen sozialen Trägern, der Verwaltung und den Wohnungsunternehmen läuft einwandfrei. Auch mit den privaten Wohnungsunternehmen gibt es analog zu den landeseigenen eine verlässliche Kooperationsvereinbarung. Träger sind keine Gewerbemieter mehr. Sogar das Baurecht wurde geändert und genehmigt all denen, die inklusive Wohnformen in ihre Bauvorhaben integrieren, ein zusätzliches Staffelgeschoss.
Touristen aus allen Ländern strömen herbei um die vielen Supermarkt Filialen zu bestaunen, welche in den letzten 5 Jahren mit inklusiven Wohnprojekten überbaut wurden.
Ganz allgemein können wir von einem Paradigmenwechsel berichten: Wohnungsunternehmen sind stärker gemeinnützig. Die Spekulation mit Wohnraum ist verboten und das Grundrecht auf Wohnen ist fest im Grundgesetz verankert.
Die entwickelte Vision soll den Trägern aber auch der Agentur INKLUSIV WOHNEN als Orientierung und Motivation für die künftige gemeinsame Arbeit dienen.
Workshop 3: „Wir machen das selber! Vom Mieter zum Entwickler“
Unter diesem Motto diskutierten etwa fünfzig Workshopteilnehmer*innen in zwei Durchgängen über die Möglichkeit als soziale Träger selbst zu Bauherren von Wohnungen zu werden.
Dr. Tobias Behrens von STATTBAU Hamburg stellte zu Beginn des Workshops die Schlüsselbund eG vor, eine Wohnungsgenossenschaft, die von sozialen Trägern in Hamburg gegründet wurde. Ziel der gemeinnützigen Genossenschaft ist es, Klient*innen von sozialen Trägern mit Wohnraum zu versorgen, wobei dabei die Vermietung der Wohnung unabhängig von der Betreuung durch den Träger erfolgt, sodass die Klient*innen auch nach Beendigung der Betreuung in der Genossenschaft wohnen bleiben können.
Im zweiten Teil des Workshops untersuchten die Teilnehmer*innen die Übertragbarkeit des vorgestellten Modells auf Berlin. Die Anregung zur Gründung eines breiten Bündnisses aller Sozialverbände für eine soziale Wohnraumversorgung wurde interessiert diskutiert.
Ein grundsätzliches Problem für Träger, die selbst Wohnraum errichten wollen – sei es in Kooperation mit anderen oder alleine – ist die Verfügbarkeit von Grundstücken. Bei der künftigen Vergabe von landeseigenen Grundstücken in Konzeptverfahren könnte eine Genossenschaft aus sozialen Trägern durch dieses Alleinstellungsmerkmal Vorteile haben. Gefordert wurde darüber hinaus eine Direktvergabe zum Festpreis.
Eine andere Möglichkeit sei die Kooperation mit bestehenden Genossenschaften, um von deren Erfahrungen zu profitieren und den Verwaltungsaufwand zu minimieren.
Vertreter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen berichteten über neue Förderprogramme für die Neugründung von Genossenschaften und für besondere Wohnformen, die künftig auch die Förderung von großen Wohnungen für Wohngruppen ermöglichen sollen.
Abschließend wurde neben einem Zusammenspiel von Wohnungs- und Sozialpolitik eine Bodenpolitik gefordert, die diese auch ermöglicht.
Podiumsdiskussion: „Wie kann Kooperation zwischen sozialen Trägern und Wohnungswirtschaft gelingen?“
Diese Frage diskutierten Frau Lompscher (Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen), Frau Prof. John (1. Vorsitzende Paritätischer Wohlfahrtsverband Berlin), Herr Malter (Geschäftsführer STADT UND LAND), Herr Rosteck (Pressesprecher Deutsche Wohnen) und Herr Landwehr (Forum Kreuzberg eG).
Die Vertreter der Wohnungswirtschaft berichteten, dass bereits seit Jahren eine konstruktive Zusammenarbeit mit sozialen Trägern existiert, die immer wieder zum Abschluss von Mietverträgen führt.
Frau Lompscher beschrieb die Instrumente, die den Ausbau dieser Kooperationen befördern können. Das Zweckentfremdungsverbotsgesetz wurde so geändert, dass es Betreiber*innen von Trägerwohnungen explizit vom Zweckentfremdungsverbot ausnimmt. Daneben nannte sie das zurzeit in Bearbeitung befindliche Generalmieter*innenmodell, das darauf abzielt, kleineren Vermieter*innen das Mietausfall- und Instandhaltungsrisiko abzunehmen. Einen weiteren Ansatz stellt die im Juli 2017 zwischen dem Land Berlin und den landeseigenen Wohnungsgesellschaften unterzeichnete Kooperationsvereinbarung, die vorsieht, dass 60% aller frei werdenden Wohnungen an WBS-Berechtigte zu vergeben sind.
Außerdem verwies Frau Lompscher auf die Neubauförderung, die neue AV-Wohnen und eine neue Genossenschaftsförderung des Landes Berlin.
Einen weiteren Handlungsansatz identifizierte Frau John in der aktiven Beteiligung gemeinnütziger sozialer Träger bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Dass viele soziale Träger in diesem Ansatz eine mögliche Perspektive sehen, zeigte das große Interesse an einer Genossenschaft sozialer Träger auf dem Fachtag.
Von der neu geschaffenen Agentur INKLUSIV WOHNEN erwartet die Wohnungswirtschaft, dass sie durch eine kompetente Vermittlung der Belange und Bedarfe der sozialen Träger eine Vertrauensbasis für eine zukünftige Kooperation schafft.
Wir danken allen unseren Referent*innen fürs Mitdenken, Diskutieren und Erfahrungen Teilen.
Unser Wunsch ist es, ein Mal im Jahr einen solchen Fachtag für Sie zu veranstalten.